GIGA Focus Afrika

Die verfehlte Sanktionspolitik des Westens gegen Simbabwe

Nummer 2 | 2015 | ISSN: 1862-3603


  • Am 20. Februar 2015 verlängerte die Europäische Union (EU) ihre Sanktionen gegen Simbabwes Machthaber Robert Mugabe und seine Frau Grace. Die Nachbarstaaten Simbabwes hatten sich schon immer gegen die westliche Sanktionspolitik gewandt.

    Analyse Als Reaktion auf Menschenrechtsverletzungen in Simbabwe hatten die EU, die USA und weitere westliche Staaten Anfang der 2000er Jahre Sanktionen gegen die Regierung Mugabe verhängt. Zeitweise waren mehrere Hundert Personen von Kontensperrungen und Reisebeschränkungen betroffen. Zwar sind im Fall von Simbabwe die Einwirkungsmöglichkeiten von außen grundsätzlich begrenzt, doch hat die westliche Sanktionspolitik selbst die geringen Spielräume zur Beeinflussung der politischen Entwicklung im Land nicht genutzt. Stattdessen wurden die Sanktionen zu einer wesentlichen Legitimationsressource für das Mugabe-Regime.

    • Die EU-Sanktionspolitik ist widersprüchlich: Die jetzt betriebene Annäherung hätte bereits mit der Bildung der "Regierung der nationalen Einheit" im Jahr 2009 erfolgen müssen. Die Sanktionspolitiken der EU und der USA sind zudem nicht aufeinander abgestimmt.

    • Der Fall Simbabwe macht ein zentrales und bislang vernachlässigtes Problem westlicher Sanktionspolitik deutlich: Von Beginn an müssen die Anforderungen für eine Aufhebung der Sanktionen klar benannt werden. Sonst wirkt dieses außenpolitische Zwangsmittel kontraproduktiv.

    • Die Stabilität des autoritären Regimes in Zimbabwe hängt entscheidend von der Person des Präsidenten Robert Mugabe ab. Der 91-jährige Machthaber lässt die Nachfolgefrage gezielt offen und hat mit der Absetzung von Vizepräsidentin Joyce Mujuru seine Machtposition sogar noch ausgebaut.

    • Die Besonderheiten einer Diktatur, in der regelmäßig Wahlen abgehalten werden ("elektorale Autokratie"), und die bedeutende Rolle der Sicherheitskräfte machen Voraussagen über die weitere Entwicklung schwierig. Mugabe wird versuchen, sich so lange wie möglich an der Macht zu halten. Klar ist jedoch: Selbst wenn er abtreten würde, wäre unmittelbar keine Demokratisierung in Simbabwe zu erwarten.


    Fußnoten



      Forschungsschwerpunkte

      Wie man diesen Artikel zitiert

      Julia Grauvogel, und Christian von Soest (2015), Die verfehlte Sanktionspolitik des Westens gegen Simbabwe, GIGA Focus Afrika, 2, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-422538


      Impressum

      Der GIGA Focus ist eine Open-Access-Publikation. Sie kann kostenfrei im Internet gelesen und heruntergeladen werden unter www.giga-hamburg.de/de/publikationen/giga-focus und darf gemäß den Bedingungen der Creative-Commons-Lizenz Attribution-No Derivative Works 3.0 frei vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies umfasst insbesondere: korrekte Angabe der Erstveröffentlichung als GIGA Focus, keine Bearbeitung oder Kürzung.

      Das German Institute for Global and Area Studies (GIGA) – Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg gibt Focus-Reihen zu Afrika, Asien, Lateinamerika, Nahost und zu globalen Fragen heraus. Der GIGA Focus wird vom GIGA redaktionell gestaltet. Die vertretenen Auffassungen stellen die der Autorinnen und Autoren und nicht unbedingt die des Instituts dar. Die Verfassenden sind für den Inhalt ihrer Beiträge verantwortlich. Irrtümer und Auslassungen bleiben vorbehalten. Das GIGA und die Autorinnen und Autoren haften nicht für Richtigkeit und Vollständigkeit oder für Konsequenzen, die sich aus der Nutzung der bereitgestellten Informationen ergeben.





      GIGA Focus Afrika | 8/2015

      Namibia unter Präsident Geingob – Eine erste Bilanz

      Prof. Dr. Henning Melber

      Dag Hammarskjöld Foundation

      GIGA Focus Global | 3/2021

      Cybersanktionen: Zunehmende Anwendung eines neuen Instruments

      Hackerangriffe auf Staaten und internationale Organisationen werden immer häufiger mit Cybersanktionen beantwortet. Dr. Julia Grauvogel und Dr. Christian von Soest vergleichen den internationalen Einsatz des neuen Instruments im Fokus Global 04/2021 und zeigen auf, durch welche Schritte die Maßnahmen wirksamer werden könnten.

      GIGA Focus Global | 5/2019

      Einfacher zu verhängen als aufzuheben: Die langwierige Beendigung von Sanktionen

      Seit dem Ende des Kalten Krieges ist nicht nur die Verhängung, sondern auch die Aufhebung von Sanktionen zu einem allgegenwärtigen Phänomen in der internationalen Politik avanciert. Dieser GIGA Focus Global diskutiert die langwierige Beendigung von Sanktionen.

      Benachrichtigungen

      Melden Sie sich hier für E-Mail-Benachrichtigungen zu GIGA-Aktivitäten an

      Soziale Medien

      Folgen Sie uns